Kinskis Wallace-Filme
Joachim Kramp in seinem Buch über die Edgar-Wallace-Krimis zu Klaus Kinski:

"Kinski spielt nicht, er war der Mörder, das Opfer, der Mörder als Opfer, der Wahnsinnige. Er habe immer alles gegeben, bekannte er, und da könne es durchaus sein, daß man wahnsinnig werde. Hier schließt sich der Kreis im Leben und Werk des Klaus Kinski: Sein exzessives Dasein rechtfertigte er mit dem Wahnsinn seiner Filmfiguren, die er nur deshalb so überzeugend zu spielen vermochte, weil er den Irrwitz seines Lebens einbringen konnte.

Als schillerndes Nervenbündel zwischen »Genie und Wahnsinn« hat er seine schauspielerische Gratwanderung begonnen: dem expressiven Pathos übersteigerter Gestik ebenso nahe, wie anheimgegeben dem oftmaligen Absturz in peinliche Lächerlichkeiten. Der spätromantische Bösewicht, der sich auf der Nachtseite der menschlichen Existenz, bei den Irren, den Narren, Psychopathen, den Hellsehern und Killern gemütvoll einrichtete, ist zwischen dem »Trivialen« und der »Hohen Kunst« in seinem Gewerbe immer ohne Bedenken nachgegangen. Kinski war als ein beängstigendes (auch komisch-belustigendes) Leinwand-Phänomen einzig kraft seines Namens, seiner grellen Mimik mit den groß aufgerissenen Augen, dem breitlippig geschwungenen Mund, dem gescheitelten und später mähnenhaften Haar und dem sehnigen Körper für sich so präsent wie andere »populärmythische« Filmschauspieler nur dank ihrer Rollen.

Den »grauenvoll seelenoffenen Melancholiker der Wallace-Filme« hat man ihn genannt, den »immer fallenden Todesengel« der Serie.
Wer fällt, ist mit anderen Worten nicht mehr eingezwängt, läuft nicht länger Gefahr, zwischen Starrsinnigkeiten zerquetscht zu werden. Nirgendwo, erzählt uns Kinski inmitten bedenkenloser Stereotypie, sind wir beweglicher als in der Leere, niemals einfallsreicher als nach dem Loslassen. Oder anders: Wenn jeder »normale« Mensch Augenblicke hat, in denen er einsehen muß, »daß das Leben auf einer gewaltigen Welle des Todes in die Zukunft strömt« (Kierkegaard), dann wäre der Melancholiker jemand, der geradewegs auf diese Todeswalze zupaddelt."

Die "Welt" über Klaus Kinskis Karriere in den Wallace-Krimis:
"Er war auf die Rolle des undurchsichtigen Schurken abonniert - und er war der einzige, der diesen albernen Filmen ein Gütesiegel aufgeprägt hat, einen Hauch von Internationalität, denn so einen Kinski hat der deutsche Film bis dahin nicht erlebt - und der amerikanische, nebenbei gesagt, auch nicht: Sein wildes Leben hätte ihm im heuchlerischen Hollywood noch mehr im Wege gestanden als hierzulande, wo Herr Biedermann begierig auf des Brandstifters jüngste Schlagzeilen in der Gossenpresse wartete."
Dreharbeiten zu "Die Blaue Hand"
Dreharbeiten zu "Die Blaue Hand"
9. Februar bis 22. März 1967
Alfred Vohrer gibt Klaus Kinski Regieanweisungen.

Dreharbeiten zu "Die Blaue Hand"
Dreharbeiten zu "Die Blaue Hand"
9. Februar bis 22. März 1967

Dreharbeiten zu "Das Gesicht im Dunkeln"
Dreharbeiten zu "Das Gesicht im Dunkeln"
20. Januar bis 15. März 1969
Christiane Krüger und Klaus Kinski lassen sich von Riccardo (alias Richard) Freda eine Szene erklären.
Der Wallace-Clan
Der Wallace Clan
TV-Interview, Deutschland 1967:
1967 lockt die Wallace-Produktion "Die Blaue Hand" Kinski aus seinem römischen Exil wieder nach Deutschland. Im Rahmen eines Interviews zu dem Film wird Kinski gefragt, ob er denn früher mit seinen Engagements in deutschen Filmen zufrieden gewesen sei.
Kinski antwortet:
"Im Gegenteil! Ich bin angewidert von den meisten Rollen, die ich früher gespielt habe. Ich hab die früher gespielt, weil man eben keine besseren Filme hier hatte und weil es immer noch besser war, viel Geld zu verdienen, als gar keine Filme zu machen. Bis ich eines Tages die Nase voll hatte und abgehauen bin."
Kinskis Wallace-o-Graphie
Filmtitel (original)

Filmtitel (fremdsprachige)

Rolle Datum

Der Rächer
BRD 1960
The Avenger / Le vengeur defie Scotland Yard Dramaturg Lorenz Voss 05.08. 1960
Die toten Augen von London
BRD 1960
Dark Eyes Of London / Dead Eyes Of London / Geheimnis von London / Les mystères de Londres Edgar Strauss 28.03. 1961
Das Geheimnis der gelben Narzissen
GB / BRD 1961
The Devil's Daffodil / Daffodil Killer / Le narcisse jaune intrigue Scotland Yard Peter Keene 20.07. 1961
Die seltsame Gräfin
BRD 1961
The Strange Countess Stuart Bresset 08.11. 1961
Das Rätsel der roten Orchidee
BRD 1961 / 62
Das Rätsel der goldenen Orchidee / Gangster in London / The Puzzle Of The Red Orchid / The Secret Of The Red Orchid der schöne Steve 02.03. 1962
Die Tür mit den sieben Schlössern
BRD / FR 1962
The Door With Seven Locks / La porte aux sept serrures Pheeny 19.06. 1962
Das Gasthaus an der Themse
BRD 1962
The Inn On The River / The Shark Harpoons Scotland Yard / Le requin harponne Scotland Yard Gregor Gubanow 28.09. 1962
Der Zinker
BRD / FR 1963
L'Enigme du Serpent Noir / The Squeaker Tierpfleger Alexander Krischna 24.04. 1963
Der schwarze Abt
BRD 1963
The Black Abbot / Le crapaud masque Thomas Fortuna, Butler bei Lord Chelford 05.07. 1963
Das indische Tuch
BRD 1963
The Indian Scarf Peter Ross 13.09. 1963
Die Gruft mit dem Rätselschloß
BRD 1964
The Lock Of Thirteen Secrets George 30.04. 1964
Das Verrätertor
BRD / GB 1964
Traitor's Gate Kane 18.12. 1964
Neues vom Hexer
BRD 1965
Latest Episodes Of The Ringer Butler Edwards 04.06. 1965
Das Rätsel des silbernen Dreiecks
GB / BRD / ES 1965 / 66
Circus Of Fear / Psycho-Circus / Circus Of Terror Manfred Hart, der Mörder 29.04. 1966
Die blaue Hand
BRD 1967
Creature With The Blue Hand David Emerson / Richard Emerson
Anm.: Kinski spricht in der deutschen Fassung seine Rollen selbst.
28.04. 1967
Five Golden Dragons
GB 1966 / 67
Die Pagode zum fünften Schrecken Gert, der fünfte Drache 1967
(04.08. 1967)
Das Gesicht im Dunkeln
BRD / IT 1969
A doppia faccia / Double Face / Puzzle Of Horrors John Alexander 04.07. 1969
Alle Angaben wurden der bei Internet Movie Database erhältlichen Filmographie Kinskis entnommen. Außerdem trug das Buch von Joachim Kramp erheblich zu Aufklärung der Details bei. Die Informationen aus den Büchern von Phillipe Setbon und Georg Wend ergänzten dabei die Angaben.
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