Kinskis Villa in Rom
Kinskis Villa in Rom

Kinskis Villa in Rom (Bild aus heutiger Zeit)
1965, als Kinski sich vor Aufträgen kaum noch retten kann und die Kassen bis zum Rand voll sind, beschließt er, sich in Rom niederzulassen, um dem damaligen "Hollywood Europas", der Cinecitta näher zu sein.
Unmittelbar an der Via Appia findet er eine 900 Jahre alte Villa. Dort beginnt für Kinski zunächst ein Leben der Ausschweifungen. Er umgibt sich mit dem teuersten Luxus, hat Bedienstete und einen ganzen Fuhrpark voller Autos. Die schillerndsten Persönlichkeiten des europäischen Filmlebens (darunter auch Pasolini und Visconti) und des internationalen Jetsets finden hier eine beliebte Anlaufstelle bei Besuchen in Rom.
Hier beginnt auch Kinskis Karierre als Bösewicht im Spaghetti-Western.
Kinski selbst dazu in "Ich brauche Liebe" (Seiten 256, 257):
[...] "Irgendeine russische Prinzessin bietet mir ein Haus in der Via Appia an, der schönsten und ältesten Straße der Welt. Das Haus wird von der Gräfin Vassarotti bewohnt und ist zu vermieten.
Ich fahre mit der Prinzessin, deren Köter in meinen Rolls Royce pißt, in die Appia und sehe mir das Haus an. Es ist das nächste Haus nach der Villa von Gina Lollobrigida. Es steht völlig isoliert auf einem riesigen Grundstück, das mit Pinien, Zypressen, jahrhundertealten japanischen Kirschbäumen, Rosen, Oleander, Orangen- und Zitronenbäumen bewachsen, mit Ruinen aus dem römischen Imperium übersät und von einer uralten, zwei Meter hohen Mauer umgeben ist.
Das Haus selbst ist neunhundert Jahre alt und in den Büchern italienischer Kunstdenkmäler verzeichnet. Es hat vier Stockwerke, vierzehn Räume, sieben Bäder, fünf Kamine, im ersten Stock einen zwanzig Meter langen und zehn Meter hohen Salon, einen eigenen Fahrstuhl, der bis in den Turm hinaufführt, einen angebauten Flügel für das Personal und eine im Obstgarten stehende Dependance, wiederum mit Salon, zwei Bädern und vier Zimmern im ersten Stock.
Unter schwer herabhängenden üppigen Ästen von Mandel- und Walnußbäumen steht ein Treibhaus mit seltenen Orchideen.
Im Mittelalter war die Schloßburg in eine Kirche verwandelt worden. Was es vor dem war, weiß keiner. Die Grundmauern sind auf Granit vor Christi Geburt erbaut, und auf marmornen Torbögen und auf den aus Quadern zusammengesetzten Treppenstufen ist das Zeichen des Vatikans eingemeißelt - der sein Brandzeichen auf allen nur möglichen Besitz stempelt wie ein Viehzüchter auf den Arsch von Kühen.
Die Gräfin Vassarotti lebt allein in der Festung. Ihr Mann war Filmproduzent und hat Selbstmord begangen. Die Gräfin haust zwischen von Holzwürmern zerfressenen antiken Möbeln die zusammenkrachen, wenn man sich dagegen lehnt, in einem Dschungel von faulenden Strohblumen, hunderten von verrottenden, geschmacklosen Gemälden, auf den von ihren Hunden und Katzen vollgepißten chinesischen Teppichen und zwischen Bergen von angeschlagenem wertvollem Porzellan.
Weder das elektrische Licht funktioniert, noch der Fahrstuhl, dessen Schacht unter Wasser steht. Jane Fonda hatte hier während ihres grausamen Films ["Barbarella"] in Rom sechs Monate gewohnt und war während eines Regenfalls stundenlang im Fahrstuhl steckengeblieben. [Roger] Vadim hatte das Restliche besorgt, das Haus zu einem völligen Schweinestall zu machen.
Wenn ich den meisten Trödel rausschmeiße und das Haus in Schuß bringe, wird es das Märchenschloß, das ich brauche." [...]
Die Villa mit dem riesigen Garten Die Via Appia in Rom
Links sieht man den ausladend großen Garten von Kinskis Villa. Rechts die Via Appia in Rom.
Kinski beginnt sich in der Via Appia häuslich einzurichten. Das umfaßt auch die Rekrutierung seines siebenköpfigen Personals (einen Chauffeur, einen Gärtner, zwei Dienstmädchen, einen Diener, eine Köchin und eine Sekretärin). Die Hippie-Szene von Rom wird bald auf diesen Ort aufmerksam, weil Kinskis Gastfreundschaft keine Grenzen kennt. Manche Gäste wohnen über mehrere Wochen dort und geben sich ausgelassenen Orgien hin. Seine laufenden Kosten betragen seinerzeit bis zu 10 Millionen Lire monatlich.

Kinski weiter dazu (Seite 268):
[...] "Vor allem haßt Toni [seine damalige Gespielin] aber Luna [ein schwarzes Mannequin, das er in London kennengelernt hat und mit dem er zu der Zeit herumzieht], die ihren schwulen Modeschöpfer Henry mitgebracht hat und sich in der Appia regelrecht niederläßt. Henry und Luna haben soviel Koffer mitgebracht, daß wir vom Flugplatz einen Lieferwagen brauchen. [...] Mein Haus in der Appia wird zur Rauschgifthöhle. Toni verabscheut jede Droge. Sie ist ein gesundes, unverdorbenes Mädchen. Aber Luna begnügt sich nicht mehr damit, Henry die Dinger drehen zu lassen, damit sie beim Paffen keine Zeit verliert. Jeden Tag, wenn sie aus Rom nach Hause kommt, zieht sie wie der Rattenfänger von Hameln einen Schweif von Hippies hinter sich her, die wie Krähen das ganze Haus belagern, durch das bald in allen Etagen blaue Rauchschwaden ziehen." [...]

Auf einer dieser legendären Drogenparties lernt Kinski seine spätere Frau Minhoï kennen.
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