"Torquato Tasso"
Torquato Tasso

"Torquato Tasso"
Wien 1956
Torquato Tasso

"Torquato Tasso"
Wien 1956
Torquato Tasso

"Torquato Tasso"
Wien 1956
Torquato Tasso

"Torquato Tasso"
Wien 1956
Schauspieler: Klaus Kinski - Torquato Tasso
Regie: Raoul Aslan
Intendant: Adolf Rott

Kinski zur Entstehungsgeschichte:
"Anuschka bringt mir die Nachricht, daß Rott mich erwartet. Er bietet mir einen Fünfjahresvertrag, für den ich die Höchstgage bekommen soll. Er redet sich das Maul fusselig, gesteht mir die Auswahl der Theaterstücke zu und sagt, dass er den gesamten Spielplan des Burgtheaters nach meinem Willen einrichten wird. Das ist schon wieder beängstigend. Fünf Jahre!
Das erste Stück ist Tasso. Die Aufführung steht seit einiger Zeit auf dem Spielplan, und Rott läßt mir freie Hand, den Tasso nach meiner eigenen Auffassung darzustellen. Er bittet mich nur, mit dem Regisseur, Raoul Aslan, in Verbindung zu treten, damit ich ihm meine Ideen auseinandersetze. Aslan, der mich in seine Wohnung bittet, redet einen derart haarsträubenden Schwachsinn, daß ich zuerst gar nicht merke, wie er mir seine schwere Klaue auf die Schenkel legt. Er verabschiedet sich von mir mit den Worten: »Also, denken Sie daran, Tasso ist wie Toni Sailer, wenn er mit 100 Stundenkilometern eine Skipiste herunterfegt.«
Was habe ich mir da bloss eingehandelt!
Rott stellt mir die Probebühne im Dachgeschoss des Burgtheaters zur Verfügung, wo ich vier Wochen lang von niemandem gestört werde. Meine Partner kommen nie zur Probe, und bald ziehe ich die Stühle vor, die mir die Partner ersetzen und das Maul halten.
Rott hat sich in den Kopf gesetzt, mich dem Publikum als Nachfolger von Josef Kainz zu präsentieren. Deshalab will er, dass ich das Originalkostüm trage, in welchem Kainz den Tasso spielte und das jetzt im Theatermuseum auf einer Drahtpuppe hängt. Aber das Kostüm paßt mir überhaupt nicht - obwohl Kainz ungefähr meine Figur gehabt haben muss, ausserdem ist es von Motten zerfressen.
Ein neues Kostüm wird originalgetreu nach dem Kostüm von Kainz aus reiner Seide angefertigt und ein vergoldeter Degen für mich geschmiedet. Rott hat jährlich Millionen von Staatszuschüssen zu verschwenden. Das tut er zwar ohnehin durch seine eigenen miserablen Inszenierungen, doch will er sich in meinem Fall unter keinen Umständen lumpen lassen.
Seine fixe Idee, mich als neuen Kainz eingekauft zu haben, geht so weit, dass er zwischen den Proben Fotografiertage ansetzt, wo ich im Kostüm Modell stehen muss. Die Fotografen schleppen mich vor das Wiener Kainz-Denkmal, vor die Kainz-Büste im Burgtheater, vor das Kainz-Gemälde in der Ahnen-Galerie und an seinen Grabstein! [siehe Bilder oben] Das ist wie für Coca Cola, denke ich, nur dass ich kein Geld dafür bekomme. Mich ekelt diese Leichenfledderei an. Die Laffen vom Burgtheater hatten Josef Kainz erst den Arsch geküßt, als er bereits Krebs hatte und ihm nicht mehr viel Zeit zu leben blieb.
Zur Generalprobe treffen nun auch kleckerweise die Partner ein, mit denen ich wohl oder übel das Stück aufführen muss. Die meisten sind sehr herablassend und strengen sich als arrivierte "Burgschauspieler" nicht besonders an. Ich selbst bin aufs höchste überrascht, es mit richtigen Menschen aus Fleisch und Blut zu tun zu haben, ich hatte mich schon so an meine Stühle gewöhnt.
Aslan schlägt nach der Generalprobe die Hände über dem Kopf zusammen. Sein Traum von Toni Sailer ist für alle Zeiten ausgeträumt.
Die Aufführung wird ein Triumph für mich. Die Menschen wollen nicht mehr nach Hause gehen und wünschen, dass ich Wien nie mehr verlasse."

Mein besonderer Dank gebührt Erik Kastel, der mir diese schönen Bilder zukommen ließ.
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