Kinskis Version des Neuen Testaments
grimmig... schwitzend...
geifernd...
Diese Bilder (der Bootleg-CD "Jesus Christus Erlöser" entnommen) zeigen Kinski während seinem bewegenden Auftritt in der Berliner Deutschlandhalle am 20.11. 1971. Im Zuge der aufkommenden Hippie-Jesus-Revolution ("Das ist die einzige Revolution der Welt, die wirklich keine Scheiße ist!", so Kinski) arbeitete er damals das Neue Testament eigens dafür in Monologform um. Damals war eine große Tournee geplant, die Kinski in die Hallen der großen deutschen und deutschsprachigen Städte bringen sollte. Die Kirche drohte seinerzeit, die Veranstaltungen zu boykottieren. Im Vorfeld war also schon für Kontroversen gesorgt, die ihren Höhepunkt auf der Premierenbühne in Berlin finden sollten. Da nach dem Auftritt in Düsseldorf der Veranstalter Insolvenz anmelden muss, werden alle weiteren Tourneetermine abgesagt.
grimmig... energisch...
nachdenklich... inmitten der Fans
Ein Auszug aus dem Monolog:
"Ich bin gekommen, die erregendste Geschichte der Menschheit zu erzählen: Das Leben von Jesus Christus.
Ich spreche nicht von diesem Jesus auf den gräßlich bunten Drucken. Nicht von dem Jesus mit der gelben leberkranken Haut - den eine irrsinnige menschliche Gesellschaft zur größten Hure aller Zeiten macht. Dessen Kadaver sie pervers mit sich herumschleppt an infamen Kreuzen. Ich spreche nicht von göttlichem Geschwätz und von geplärrten Kirchenliedern. Nicht von dem Jesus, der mit modrigem Kuß die kleinen Mädchen von der ersten Kommunion aus geilen Träumen schreckt und sie dann sterben läßt vor Ekel und vor Scham, wenn sie auf den Latrinen schäumen.
Ich spreche von dem Mann: dem ruhelosen, der sagt, daß wir uns ändern müssen, immerzu, jetzt! Ich spreche von dem Abenteurer, dem furchtlosesten, freiesten, modernsten aller Menschen, der sich lieber massakrieren läßt, als lebendig mit den anderen zu verfaulen. Ich spreche von dem Mann, der so ist, wie wir alle sein wollen. Du und ich."
fordernd...
Plakat der Jesus Christus Erlöser-Tour, 1971 (hier Hamburg) Die Menge protestiert; Jesus sei ein Heiliger und kein Huren- und Kriminellenfreund gewesen. Einige Zuschauer prügeln sich mit den Ordnern und der Polizei. Die Vorstellung muß zweimal unterbrochen werden, weil Kinski sich mit den Zuhörern streitet und sich von deren meist unqualifizierten Zwischenrufen gestört fühlt. Die Rezitation wird aber dann fortgesetzt.
Später kommen trotzdem einige Leute hinter die Bühne und küssen und umarmen Kinski und gratulieren ihm zu seinem triumphalen Auftritt.
Unten noch weitere Fotos aus Philippe Setbons Buch "Klaus Kinski - Seine Filme - sein Leben".
Ein ganz Neues Testament... Nicht einmal Jesus liebten so viele Menschen!
Jesus, der Hurenfreund... Jesus, der Völler...
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