FITZCARRALDO
Deutschland 1982
Produktion: Werner Herzog Filmproduktion / Wildlife Films Peru / Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF)
Kamera: Thomas Mauch
Musik: Popol Vuh / Richard Strauß
Drehbuch: Werner Herzog
Regie: Werner Herzog
Darsteller:
Klaus Kinski - Fitzcarraldo ("Fitz")
Claudia Cardinale - Molly
José Lewgoy - Don Aquilino
Miguel Ángel Fuentes - Cholo

FITZCARRALDO
Fotos:

              
              
              
FITZCARRALDO

Die Geschichte spielt während des Kautschuck-Booms um die Jahrhundertwende: Der Industrielle Fitzcarraldo ist vom Traum besessen, im tiefsten Amazonas-Urwald ein Opernhaus zu bauen, um einmal Enrico Caruso und Sarah Bernhardt dort auftreten zu sehen. Er vollbringt das Unmögliche: Unter Mithilfe von hunderten von Indianern, schleppt er unter größten Strapazen mit Seilwinden und Eisenbahnschienen einen tonnenschweren Flußdampfer mitten im Urwald über einen Berg von einem Fluß zum anderen.
Kinski ist in Zusammenarbeit mit Werner Herzog zu darstellerischen Meisterleistungen fähig. Die Rolle des Fitzcarraldo ist ihm auf den Leib bzw. ins Gesicht geschneidert. Das alternde Kinski-Gesicht zeigt jetzt noch stärker Besessenheit und Wahnsinn eines Träumers.


Kinski über den Film:
"Die fünf Monate im Dschungel von Peru sind ganz ähnlich den Monaten als wir vor zehn Jahren Aguirre drehten. Wieder sind es Herzogs totale Ahnungslosigkeit, Beschränktheit, Unfähigkeit, Arroganz und Rücksichtslosigkeit, die immer wieder unser Leben auf's Spiel setzen, den endgültigen Zusammenbruch der Dreharbeiten und den Ruin der Finanzierung androhen. Wieder ernährt er die Truppe mit ungenießbarem Fraß, den er mit Schweinefett-Öl kochen läßt. Wieder mangelt es am Nötigsten, um die Beteiligten bei Kräften zu halten und vor gefährlichen Erkrankungen und Seuchen zu bewahren. Wieder mangelt es an Früchten, Gemüse und vor allem an Trinkwasser. Ich bin der einzige, der eine tägliche Mineralwasser-, Papaya- und Zitronen-Ration im Vertrag hat. Und ich bin der einzige, der diesen Schweinefraß wenn irgend möglich nicht frisst - und mir, so oft ich Gelegenheit habe, im Fluß gefangene Fische, geschossene Wildhühner oder eine Wildente auf einem Holzfeuer röste.
Sobald Herzog den Braten riecht, klebt er wie eine Schmeißfliege an mir und will mir alles wegfressen. So viel ich ihn auch beschimpfe und beleidige und sogar bedrohe - sobald er etwas von mir will, ist er wieder da, wie Malaria, wie der Gestank, der unaufhaltsam von einem Haufen Scheiße ausgeht.
Die Einzelheiten aller Schindereien und Schikanen im Dschungel - Herzogs Hirnverbranntheit, Frechheit, Dreistigkeit, Brutalität, Stumpfsinn, Größenwahn und Talentlosigkeit - und deren Folgen aufzuzählen und zu beschreiben wäre ein einziges Kotzmittel und unverzeihliche Zeit- und Energieverschwendung. Er ist derselbe faulende Abfallhaufen wie vor zehn Jahren - nur noch blödsinniger, noch kopfloser, noch paralytischer, noch mörderischer.
Er schleppt Tag und Nacht ein Notizbuch in einem Lederetui am Gürtel mit sich herum, in das er seine großmäuligen Lügenberichte über die Dreharbeiten einträgt. Dazu hat er sich einen sogenannten Dokumentarfilmer engagiert, Less Blank, der an nichts anderes denkt als an fressen - und der einen Dokumentarfilm über Herzog drehen soll. Dieser Freßsack ist so faul, daß er alles verpennt. Ist er einmal, aus Zufall, zur rechten Zeit am Ort, dann nödelt er so lange herum, bis er seine Kamera endlich auf dem Stativ befestigt hat, daß inzwischen alles vorbei ist. Aus der Hand dreht er nicht. Sicher verwackelt er alles, der Hauptgrund ist jedoch zweifellos die Kamera selbst, die ihm zu schwer und unbequem ist.
Wieder sind Herzog und sein Kameramann wochenlang ungewaschen. Wieder starrt ihre Kleidung vor Dreck. Nicht Erde, nicht Schlamm oder Lehm. Nein, Dreck! Dreck von ihnen selbst: Schweiß und Ausdünstung bilden eine schmierige Masse, die selbst unter freiem Himmel wie Stinkbomben stinkt. Selbst das dünne Leder über dem Gummiband des Kamerasuchers, das normalerweise aus hygienischen Gründen täglich gewechselt werden muß, wird wochen-, ja monatelang nicht erneuert, ist mit einer Art schwarzgrauem Schleim überzogen und stinkt so unerträglich, daß ich mich nicht mehr in die Nähe der Kamera begebe. Dazu kommt eine geradezu ekelerregende Freßsucht und Faulheit, diese Brut pennt noch um 8 oder 9 Uhr morgens - während der Tag im Dschungel um 3 Uhr morgens anbricht und das wundersamste, magischste Licht die Schöpfung in ihrer geheimnisvollen Kraft und Reinheit offenbart. "


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